Alexanderplatz in Berlin: Geschichte & Highlights des Platzes
Als wahres architektonisches Patchwork stellt der Alexanderplatz die Symbole der kommunistischen Macht wie den 365 Meter hohen Fernsehturm, die Karl-Marx-Allee, den Brunnen der Völkerfreundschaft und der sozialistischen Fries mit Mosaik denjenigen der riesigen Einkaufszentren und modernen Gebäude gegenüber.
Mehr als jeder andere Platz in Berlin zeugt der Alexanderplatz von den Umwälzungen der Berliner Geschichte und trägt die Spuren der aufeinander folgenden rivalisierenden politischen Regime.
Geschichte des Alexanderplatzes
Der Berliner Alexanderplatz; in der Bildmitte das Grand Hotel, ganz rechts die Tabakwarenfabrik von Loeser & Wolff, 1903 (Wikimedia Commons)
Ursprünglich ein bescheidener Marktplatz am Rande Berlins, wurde der Alexanderplatz ("Alexplatz" für Berliner) Ende des 17. Jahrhunderts zu einem wichtigen Korrespondenzzentrum. Im Jahr 1805 wurde dieser ehemalige Markt nach Zar Alexander I. benannt, einem Verbündeten Preußens gegen Napoleon. Im Laufe der Zeit wurde er während der Belle Epoque (Ende des 19. Jahrhunderts) zum Archetypus eines großen Stadtplatzes mit weltweiten Ambitionen. Mitten auf dem Platz stand eine 7,50 Meter hohe Statue der Berolina, der Personifikation der Stadt Berlin und im Neulatein der Name für Berlin (siehe Bild oben).
Sehr lebendig und eine Quelle der Inspiration, diente sie dem Schriftsteller Alfred Döblin in seinem gleichnamigen Roman "Berlin Alexanderplatz" als Kulisse. Zu dieser Zeit war der Platz als ein Ort der Unterhaltung bekannt, an dem Arbeiter aus den nördlichen und östlichen Bezirken Berlins in die vielen Geschäfte und Cafés auf dem Platz kamen, um ihre Waren zu kaufen.
Berlin, Alexanderplatz, Georgenkirche, 1945 (Wikimedia Commons, Bundesarchiv, Bild 204-012 / CC-BY-SA 3.0)
Der Platz wurde während des Zweiten Weltkriegs durch Bombenangriffe und Straßenkämpfe in den letzten Kriegstagen stark beschädigt und musste zunächst umstrukturiert werden. Dies wird unter sowjetischem Einfluss geschehen...
Alexanderplatz, kommunistisches Schaufenster (1950 - 1989)
Berlin Alexanderplatz, 1954 (Wikimedia Commons, Bundesarchiv, Bild 183-24993-0001 / CC-BY-SA 3.0)
Im Hinblick auf die bei Kriegsende entstandene Teilung steht der Alexanderplatz unter dem kommunistischen Joch, was ihn zu einem wahren Schaufenster der sozialistischen Architektur jener Zeit macht. Auf den Trümmern des Zweiten Weltkriegs wieder aufgebaut, hat der Platz nichts mehr mit dem lebendigen Platz, der Döblin 30 Jahre zuvor inspiriert hatte, gemein.
Vor dem Hintergrund der Rivalität mit dem kapitalistischen Feind sahen die Architekten Ostberlins die Dinge im großen Stil und erfanden den Alexanderplatz als Nervenzentrum und wahres Schaufenster kommunistischer Architektur und Lebensweise neu: Ostdeutschland ein modernes und anspruchsvolles Land.
In diesem Sinne wird der Alexanderplatz dreimal so groß, ist mit funktionalistischen (und reizlosen) Monumentalbauten bedeckt, mit Mosaiken verkleidet und mit neuen, noch heute sichtbaren Gebäuden im sowjetischen Stil geschmückt, wie z.B:
Der Fernsehturm
Hinter dem Bahnhof Alexanderplatz gelegen, dominiert der Fernsehturm das Berliner Panorama (wie der Osten den Westen). Er ist ein wahres Symbol der DDR, aber auch eine Quelle des Spottes: wegen seiner Form auch "der große Spargel" (Telespargel) genannt, wegen eines eher ironischen Naturphänomens auch "die Rache des Papstes" genannt. Der Turm, auf den die Ostdeutschen so stolz sind, schmückt sich unter den Sonnenstrahlen mit einem katholischen Kreuz - was in einer Zeit, in der religiöse Institutionen unter dem DDR-Regime diskriminiert wurden, ein Lächeln hervorruft. Ironisch, nicht wahr?
Der Fries mit der Mosaik am Haus des Lehrers
Fries mit Mosaik am Haus des Lehrers, Alexanderplatz
Der berühmte Fries sozialistischer Art am Haus des Lehrers (1961-1964) des Künstlers Walter Womacka (siehe unten) besteht aus 800.000 Mosaiksteinchen und zeigt verschiedene symbolische Szenen des Lebens. Die Mosaik widmet sich Themen der DDR: Technik und Forschung (Nordseite), Kunst und Arbeit (Südseite), Völerfreundschaft (Ostseite), Alltag, Leben und Gesellschaft (Westseite). Typische sozialistische Symbole wie zum Beispiel Friedenstauben werden dargestellt.
Das Relief am Haus des Reisens
"Der Mensch überwindet Zeit und Raum", Relief von Walter Womacka, Haus des Reisens, Alexanderplatz (Wikimedia Commons)
An der östlichen Fassade des Haus des Reisens (1971) befindet sich ein Relief aus Kupfer "Der Mensch überwindet Zeit und Raum", ein Werk des Künstlers Walter Womacka, der auch den Brunnen der Völkerfreundschaft (siehe unten) und den Fries am Haus des Lehrers gestaltete. Dieses Relief misst 24 Meter × 5 Meter.
Die Weltzeituhr (Urania-Weltzeituhr)
Eine klapperförmige Konstruktion von 10 m Höhe und 16 t Gewicht, bestehend aus einem Pfeiler, der in der Mitte eines Mosaiks in Form einer Windrose gepflanzt ist und einen Zylinder mit vierundzwanzig Gesichtern trägt, die jeweils einer Zeitzone entsprechen. Die eingravierten Namen der wichtigsten Städte der Welt und die aktuelle Uhrzeit für jede der Zeitzonen sind lesbar. Die Uhr wird von einem Handy gekrönt, das das Sonnensystem darstellt, das sich in einer Minute dreht.
Der Brunnen der Völkerfreundschaft
Es handelt sich um ein Becken mit einem Durchmesser von dreiundzwanzig Metern und einer Höhe von sechs Metern zwanzig. Es wurde aus einer Vielzahl von Materialien gebaut, darunter Glas, Keramik, Emaille und Kupfer. Das Wasser sprudelt von der Spitze des Brunnens und fällt spiralförmig durch siebzehn Becken unterschiedlicher Größe.
Später, als das kommunistische Regime ins Stocken geriet, fand auf dem Alexanderplatz die größte Versammlung vor dem Fall der Berliner Mauer statt. Bis zu einer Million Demonstranten versammelten sich, um für die individuelle Freiheit zu kämpfen und politische Reformen des Systems zu fordern. Künstler, Schauspieler und prominente Politiker kamen, um im Namen der Menschen in Ostdeutschland zu sprechen. Die Demonstration konzentrierte sich nicht auf die Ideen der Wiedervereinigung oder die Beseitigung der Mauer - sie diente jedoch als wichtiger Schritt zur Wiedervereinigung Deutschlands.
Nach der Wiedervereinigung der beiden deutschen Staaten ist es notwendig, Pläne zu entwickeln, um mit einer stark gealterten Architektur umzugehen ...
Alexanderplatz nach dem Fall der Mauer
Nach der offiziellen Wiedervereinigung Deutschlands 1990 galt die sozialistische Architektur als veraltet. Unter Beibehaltung des sozialistischen Baustils wurden viele Gebäude renoviert und verbessert.
Während die Sanierungsphase heute noch andauert, gibt es viele Pläne, einige Gebäude umzugestalten und weitere Wolkenkratzer zu bauen.
Der Alexanderplatz ist auch heute noch der belebteste Platz Berlins, und er ist auch ein Ort, an dem man buchstäblich in eine von Gegensätzen geprägte Geschichte eintauchen kann.
Karte, Adresse und Anfahrt zum Alexanderplatz
Adresse: Alexanderplatz, 10178 Berlin
U-Bahn: U2,U5,U8, S-Bahn S3,S5,S7,S9
Raphaëlle Radermecker
Autorin
Schreiben und Entdecken sind meine Leidenschaften. Berlin fasziniert mich, vor allem seine Modernität und seine Fähigkeit, sich ständig zu erneuern.