Babylon Berlin - Polizeiliche Intrigen im Berlin der 1920er Jahre

Babylon Berlin - Polizeiliche Intrigen im Berlin der 1920er Jahre

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Du hast bestimt von der deutschen Serie Babylon Berlin gehört? Im Oktober 2017 gestartet, führt sie uns zurück in das Berlin der 1920er Jahre und in das Herz der sozialen und politischen Wirren der damaligen deutschen Hauptstadt. Mord, Korruption, organisiertes Verbrechen und Spione gibt es im Überfluss. Mit einem Budget von etwa 40 Millionen Dollar stellt die Serie das pulsierende Nachtleben und historische Ereignisse vor dem Hintergrund von Polizeiintrigen nach. Damit ist sie die teuerste Serie, die je in Deutschland produziert wurde. Also, was ist Babylon Berlin mit solchen Mitteln wert? Wir erzählen dir alles über den Blockbuster von Sky Deutschland!

Worum geht es bei der Serie Babylon Berlin?

Babylon Berlin verbindet drei Intrigen: Polizei, Politik und Spionage.

Die polizeilichen Ermittlungen: der kompromittierende Film

Babylon Berlin beginnt 1929, im Berlin der Weimarer Republik. Kommissar Gereon Rath wird nach Berlin versetzt, um einen pornografischen Film zu finden, der einen Politiker in seiner Heimatstadt Köln kompromittiert. Schnell wird er von seinem Kollegen Bruno Wolker unter seine Fittiche genommen, einem umgänglichen alten Fuchs, der auch Kommissar ist. Gemeinsam untersuchen sie die ausschweifenden Kreise der Stadt. Gereon Rath wird auch von der schelmischen Charlotte Ritter unterstützt, einem 23-jährigen Flapper, die gelegentlich für die Polizei arbeitet. Die junge Frau hat sich zum Ziel gesetzt, die erste weibliche Ermittlerin zu werden, die zugelassen wird, und arbeitet hart daran, um ihre Ziele zu erreichen.

Der politische Hintergrund: die "Schwarze Reichswehr"

Unterdessen versucht August Benda, der sozialdemokratische Chef der politischen Polizei, die "Schwarze Reichswehr" zu vereiteln. Eine Geheimarmee aus hochrangigen Offizieren, deren Mitglieder darauf abzielen, die Weimarer Republik zu stürzen und die Monarchie wieder an die Macht zu bringen. Zur Vorbereitung ihres Staatsstreichs bringen sie einen Zug mit, der mit Giftgas aus der Sowjetunion beladen ist.

Der Spionageplan: Der sowjetische Zug

Derselbe Zug befördert Goldbarren, die der Familie Sorokin gehören, deren letzte Nachfahrin die Gräfin Sorokina ist. Sie singt im Moka Efti, einem Kabarett, das von Charlotte besucht wird, und ist auch die Geliebte von Kardakow, dem Führer trotzkistischer Revolutionäre, und Nyssen, einem reichen Industriellen aus der Rechtsextremen. Kardakow wird alles tun, um dieses Gold zurückzubekommen, genau wie die Sowjets. Aber er weiß nicht, dass seine Geliebte auch ein Agent im Dienste der Sowjets ist...

Wer sind die Hauptcharaktere?

Gereon Rath

Der gebürtige Kölner Gereon Rath ist ein diskreter, aber hartnäckiger Kommissar in seinen Dreißigern. Nach Berlin versetzt, versucht er, sich an das hektische Leben der Hauptstadt anzupassen. Er leidet unter posttraumatischem Stress im Zusammenhang mit dem Verlust seines Bruders, der auf dem Schlachtfeld vor seinen Augen verwundet wurde. Sein Bruder wird seit dem Ende des Ersten Weltkriegs offiziell vermisst. Wir sehen ihn von Zeit zu Zeit bei akuten Attacken, bei denen er Morphium verabreicht. Gereon wird auch wegen seiner langen Affäre mit seiner in Köln verbliebenen Schwägerin Helga von Schuldgefühlen geplagt. Sie schließt sich ihm jedoch zu Beginn der zweiten Saison in Berlin an.

Charlotte Ritter

Charlotte Ritter, von ihrer Familie und ihren Freunden "Lotte" genannt, ist eine junge und strahlende Berlinerin, die die Modernität verkörpert. Ursprünglich stammt sie aus Wedding, einem armen Stadtteil, und übt manchmal Gelegenheitsjobs als Polizeiassistentin aus. Dennoch strebt sie an, dort Ermittlerin zu werden und lässt keine Gelegenheit aus, sich in laufende Ermittlungen einzubringen. Da sie die einzige Einkommensquelle für ihre Familie ist, prostituiert sie sich gelegentlich im Moka Efti, um zusätzliches Geld zu verdienen. Trotz eines eher rauen Lebens bringt sie dank ihres Enthusiasmus und Einfallsreichtums Frische in den schweren Kontext der Serie.

Bruno Wolker

Bruno Wolker, Kommissar und Kollege von Gereon, sorgt dafür, dass er in die Polizei, aber auch in seine neue Stadt integriert wird. Er lädt ihn regelmässig zu sich nach Hause zum Trinken oder Essen ein, sucht ihm ein Bett bei einer befreundeten Vermieterin... Aber unter seinen freundlichen Allüren entdeckt man schnell seine verborgene Seite. Als korrupter Polizist, der seine Macht missbraucht, insbesondere mit den Prostituierten der Moka Efti, ist er in mehrere dubiose Fälle verwickelt, darunter die "Schwarze Reichswehr". Wolker zögert nicht, jeden auszuschalten, der sich ihm in den Weg stellt. Benda verdächtigt ihn seiner Taten und lässt ihn von einem jungen Offizier, Stephan Jänicke, verfolgen.

August Benda

August Benda ist Chef der politischen Polizei in Berlin. Als Jude und Sozialdemokrat schürt er den Zorn von Antisemiten und Gegnern der Weimarer Republik. Als glühender Verteidiger der Weimarer Republik wird er seine ganze Hartnäckigkeit und Integrität einsetzen, um sie zu schützen, da er Deutschlands Absturz ins Chaos und einen neuen Krieg befürchtet. Benda ist inspiriert von einer Figur aus dem wirklichen Leben, Bernhard Weiss, der auch die Berliner Polizei leitete.

Greta Overbeck

Charlottes Kindheitsfreundin, ihre Wege kreuzen sich zufällig wieder. Von ihren Eltern auf die Straße gesetzt und ohne Mittel findet Greta dank ihrer Freundin einen Platz als Dienstmädchen bei der Familie Benda. Schüchterner und beeinflussbarer als Charlotte, findet sie sich trotz ihrer selbst in politische Intrigen verwickelt.

Edgar "Der Armenier"

Als Besitzer der Moka Efti steht Edgar auch an der Spitze einer Bande des organisierten Verbrechens. Rätselhaft und elegant, ist er skrupellos im Angesicht seiner Feinde. Er wacht jedoch auf geheimnisvolle Weise über Gereon Rath.

Svetlana Sorokina

Svetlana Sorokina tritt bei der Moka Efti als Transvestitensängerin unter dem Namen Nikoros auf. Als russische Gräfin, die in Berlin Zuflucht gefunden hat, steht sie in Verbindung mit Kardakow, einem russischen Trotzkisten, und Nyssen, einem rechten Industriellen. Sie ist aber auch eine Geheimagentin der Sowjets.

Welches sind die emblematischen Orte bzw. Drehorte in Babylon Berlin?

Jeder, der sich für die Geschichte Berlins interessiert, wird erfreut sein, emblematische Orte zu finden, einige davon digital rekonstruiert, andere nahezu unverändert seit 1929.

Alexanderplatz

Das Hauptquartier der Berliner Polizei befindet sich am Alexanderplatz. Dieses Gebäude, das den Spitznamen "Die Rote Burg" trägt, und seine Umgebung wurden während des Zweiten Weltkriegs zerstört. Die Produktion nutzte das heutige Rathaus mit seiner nahe gelegenen Architektur, um die Außenaufnahmen zu filmen. Der Rest musste digital rekonstruiert werden.

Viele Szenen befinden sich am Alexanderplatz. Einer der wichtigsten Plätze in Berlin war zu dieser Zeit der Alexanderplatz noch nicht die gigantische Ansammlung von Einkaufszentren, wie wir ihn heute kennen. Aber er zeichnet sich bereits durch seine Geschäftigkeit, das tägliche Gedränge und die moderne Architektur aus. Das Alexanderhaus (obwohl erst 1932 fertiggestellt!) und die historische Straßenbahn, die es durchquert, sind hier zu sehen. Es fehlen nur noch die typischen Ensembles der sowjetischen Architektur (der Alexanderplatz gehörte zur Zeit der Teilung Berlins tatsächlich zum Osten) und natürlich der emblematische Fernsehturm.

Moka Efti

Elegantes Kabarett mit einer lebhaften Atmosphäre, wird das Moka Efti mit eiserner Hand von Edgar "Der Armenier" geleitet. Dieser ultra-moderne Ort besteht aus einem Restaurant, einem Nachtclub, in dem Künstler auf der Bühne auftreten, und einem Keller, der der mehr oder weniger klandestinen Prostitution gewidmet ist. Viele Szenen der Serie finden dort statt und wurden im Kino Theater im Delphi aus dem Jahr 1929 gedreht.

Das Moka Efti hingegen existierte wirklich während der Goldenen Zwanziger! Zu dieser Zeit zwischen Friedrischstraße und Leipzigerstraße gelegen, war das Etablissement jedoch mehr im Trend als belebt. Mit seinem Restaurant, der Konditorei, den Themen-Lounges, dem Friseur, dem Schreibbüro, dem Billard... Die Berliner kamen eher zum Kaffeetrinken und Entspannen als zum Feiern hierher. Und obwohl dies damals gängige Praxis war, gibt es keinen Hinweis darauf, dass in seinen Kellern ein Prostitutionsgewerbe betrieben wurde. Außerdem war die Dekoration viel orientalistischer und exotischer als die modernistische, die im Babylon Berlin gezeigt wurde. Da das Gebäude den Bombenangriff nicht überlebt hat, sind leider nur noch historische Fotografien erhalten, um eine Vorstellung davon zu vermitteln, wie es ausgesehen hat.

Hermannplatz

Wenn du regelmäßig mit der Berliner U-Bahn pendelst, wirst du den Bahnhof Hermannplatz ohne Probleme erkannt haben. Die U-Bahn-Station scheint seit 1929 vollständig konserviert worden zu sein. Der Platz mit dem gleichen Namen war jedoch Schauplatz einiger wirklich blutiger Ereignisse: Blutmai. In der Serie werden gewalttätige Zusammenstöße zwischen den Kommunisten und der Berliner Polizei dargestellt, die vom 1. bis 3. Mai 1929 stattfanden. Sie führen dazu, dass Rath und Wolker wegen des Mordes an einem der Demonstranten angeklagt werden.

Wedding

Bei mehreren Gelegenheiten werden wir in die schmutzigen Vorstädte von Wedding eingeladen, das damals Roter Wedding genannt wurde. Dieses Gebiet nördlich von Berlin Mitte war lange Zeit ein Arbeiterbezirk mit einer weitgehend kommunistischen Bevölkerung. Die Familie Ritter drängt sich als eine Gruppe von sieben Personen in einem kleinen, ungesunden Slum ohne Komfort und Privatsphäre zusammen. Um diesem Zustand und der Brutalität ihres Schwagers zu entgehen, verbringt Charlotte ihre Nächte am liebsten draußen, vor allem im Moka Efti. Babylon Berlin konzentriert sich daher nicht auf diesen speziellen Ort, sondern auf die Lebensbedingungen der Berliner in den am stärksten benachteiligten Vierteln.

Die Seen

Wenn du schon einmal einen Sommer in Berlin verbracht hast, weißt du, wie sehr seine Bewohner an seinen Seen hängen. Die Stadt ist voll davon, und dank ihnen muss man nicht weitweg fahren, um sich wie im Urlaub zu fühlen. Ein Nachmittagsspaziergang, Sonnenbaden an den manchmal improvisierten Stränden, Schwimmen und Bootsfahrten... Solche Szenen sind alltäglich und 100 Jahre später ist klar, dass sich nichts geändert hat! Abgesehen vielleicht von der Größe der Badeanzüge...

Warum Babylon Berlin anschauen?

Lohnt es sich, Babylon Berlin anzuschauen, das sich noch in Produktion befindet und derzeit aus drei Staffeln und 28 Episoden besteht?

Die Pluspunkte von Babylon Berlin:

  • Ein überzeugendes historisches Nachbild des Berlins der 1920er Jahre
  • Ein Gemälde der verschiedenen sozialen und politischen Klassen vor dem Aufstieg des Nationalsozialismus
  • Ein Fest des Berliner Nachtlebens, das seinem Ruf gerecht wird
  • Bestimmte liebenswerte und faszinierende Charaktere von Zweideutigkeit (Charlotte, Wolker, Edgar, Svetlana Sorokina)
  • Spannung mit zahlreichen Wendungen.

Die Minuspunkte von Babylon Berlin:

  • Charaktere mit wenig Tiefe, insbesondere ab der zweiten Staffel
  • Handlungen, die manchmal weit hergeholt sind
  • Einige historische Annäherungen (Anachronismen)
  • Ungeschickte Actionszenen
  • das in der zweiten Staffel weitgehend abwesende Gesellschaftsbild

Unsere Kritik und Meinung zur Serie Babylon Berlin

Wie du sicher verstanden hast, ist nach einer brillanten ersten Staffel die zweite bereits weniger überzeugend. Als hätte ihr Schöpfer, Tom Tykwer (der Regisseur von Lola rennt oder das Prafum), plötzlich beschlossen, daraus eine Action-Serie zu machen, obwohl sie als soziale Krimiserie begann. Ihr Zweck wird verwässert, und die Serie verliert an Genauigkeit.

Wenn es doch nur eine Szene gäbe: die des kollektiven Jubels bei der Moka Efti! An diesem hohen Ort des Berliner Nachtlebens bietet uns Babylon Berlin in der zweiten Episode einen Moment der Anthologie. Die Gräfin Sorokina, alias Nikoros, verwöhnt uns mit einer Interpretation von Zu Asche Zu Staub, dem Hauptlied der Serie. Das avantgardistische, befreite Berlin der Weimarer Republik will die Schrecken des Ersten Weltkriegs und die Demütigungen, die Deutschland erlitten hat, vergessen. Der Alkohol fließt und die Figuren lassen sich tanzen und singen, fernab von der Wirtschaftskrise und dem kommenden Faschismus.

Als historisches Bild des Berlins der zwanziger Jahre stellt Babylon Berlin auch unsere Beziehung zur heutigen Welt in Frage. Über die Zunahme des Extremismus und ein wiedererwachtes Interesse am Nationalsozialismus wird in der Hauptstadt regelmäßig berichtet. Als ein wahrhaft kosmopolitisches und tolerantes Babylon können die Berliner stolz auf den freien Geist der Stadt und ihr pulsierendes Nachtleben sein. Aber kann man jemals wirklich wissen, was in den Kellerräumen und Institutionen vor sich geht? Nur die Geschichte der 2020er Jahre wird es uns sagen!

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Mélodie Julienne

Mélodie Julienne

Autorin

Als Webredakteurin interessiere ich mich leidenschaftlich für Kino und Literatur. Als ich in Berlin ankam, war ich sofort fasziniert. Zwischen zwei Reisen gehe ich gerne durch die Straßen und lasse mich von seiner Einzigartigkeit, voller Kreativität, mitreißen. Eine unendliche Faszination, die ich gerne teile!