Berlin in den wilden 90ern: Clubs, Technoszene, Mauerfall und Freiheit
Berlin ist nicht erst heutzutage auffallend, inspirierend und eigensinnig. Schon in den 1990er Jahren wies die Hauptstadt einen wilden, kreativen und chaotischen Charakter auf. Es war jene Zeit, in der nach 28 Jahren der Teilung die Berliner Mauer fiel und sich die Einwohner der BRD und der DDR neu orientieren mussten. Wie extrem die gesellschaftliche und kulturelle Herausforderung im Nightlife Berlin waren, zeigt sich im Wandel der Clubs, dem Aufkommen und weltweiten Siegeszug der elektronischen Musik, allem voran Techno und House, und illegalen Partys. Wie schon oft in der Stadtgeschichte entwickelten sich in Berlin der 90er Bedürfnisse, die sich mit den legalen Angeboten nicht vollumfänglich erfüllen ließen. Daher ergab sich schnell die Frage, wie das neue Berliner Nachtleben zum Glücksspiel und Reiz des Verbotenen passte?
🚧 Der wilde Osten – Wie sich die Clubszene Berlin neu erfand🕺
Die Sehnsucht nach dem intensiven Erleben und der Aufbruch in grenzenlose Sphären bündelten sich auf einzigartige Weise unter Einbeziehung der räumlichen Gegebenheiten. Die Rede ist von der Umfunktionierung von leerstehenden Fabriken, vor allem der einstigen LPG, und aus dem 1. und 2. Weltkrieg gebliebenen Bunker. Die über Jahre anhaltende Westflucht und Auswanderung aus Deutschland trugen in Berlin nach dem Mauerfall zu viel Leerstand in Wohngebäuden bei. Für die aufkommende und schnell wachsende Clubszene Berlin erwiesen sich diese Orte und Räumlichkeiten allerdings als optimal.
So wurden die urigen Orte zum festen Bestandteil der Subkultur. Zu den namhaften Clubs von damals und heute gehören Tresor, E-Werk und Bunker. Sie zählen zu den unverzichtbaren Wegbegleitern der Entwicklung der elektronischen Musikszene. Der 1991 eröffnete Tresor in Berlin avancierte schnell zu den erfolgreichsten Techno-Clubs. Seit 2007 ist er im Heizkraftwerk in Berlin-Mitte verwurzelt. In den 1990er Jahren gehörte die Location zu den wichtigsten Clubs der Stadt. Von 1992 bis 1996 konnten auf vier Ebenen Breakbeat-, House-, Gabber- und Hardtrance sowie Techno Konzert oder Rave erlebt werden.
Aufgrund seines teils muffigen und feuchten Interieurs haftete ihm ein verruchtes Image an. In der Zeit von 1993 bis 1997 galt das E-Werk Berlin als prägender Ort der Technoszene. Zu den wichtigsten Veranstaltungen gehörten die Dubmission-Partys mit Paul van Dyke und Chromapark. Der Reiz des Illegalen veranlasste Techno-Veranstalter dazu illegale Partys in Berlin zu veranstalten. Dazu gehörten geheime, nicht für Events freigegebene Orte ebenso wie der Verkauf und die Einnahme von Rauschmitteln. In der Kombination trafen so Illegalität, Freiheit und Exzesse pro Woche oder Monat aufeinander.
🎰Von Spielautomaten bis Pokerrunden – Glücksspiel im Berliner Nachtleben🃏
Illegale Aktivitäten ziehen wiederum illegales an. Dies galt auch in Berlin nach der Wende und zeigte sich im Glücksspiel. Sie fanden überall dort statt, wo sich gesellige Runde bildeten. Dies war seit 1975 nicht nur im Casino in Berlin, sondern auch an Orten der Fall, wo man sich beispielsweise zum Tanzen traf. Zu den beliebten Glücksspielen gehörten vor allem Pokern und Automatenspiele. Die Faszination des Spiels mit dem Glück ging zeitgemäß in die Einführung und Verbreitung der Online Casinos über. Anhand der Liste der Gratis-Boni kann man sich heute bei Tag und Nacht wie auch direkt im Club sein eigenes Bild vom Nervenkitzel machen und als neuer Spieler ohne Einzahlung direkt loslegen.
Als typischste Orte für Spiele um Geld und mit hohen Gewinnchancen kristallisierten sich damals übrigens nicht nur die eigenen Wohnungen der Spieler, sondern Hotelzimmer, Hinterzimmer in Bars, Kneipen und Restaurants sowie Räume in Clubs heraus. Das Pokern in Berlin und bundesweit war deshalb illegal, sobald es mit Echtgeldeinsätzen und unter Einbeziehung von Außenstehenden gewerblich betrieben wurde. Auch das Aufstellen und Bespielen von Automatenspielen nahm zu, woran die Gauselmann-Gruppe mit ihren Merkur-Automaten einen maßgeblichen Anteil hatte.
💊Adrenalin, Sound und Risiko – Die Nacht als Spiel🎧
Die Atmosphäre im Nightlife Berlin entspricht heute wie auch damals der Vielfalt eines Kaleidoskops. Zu den besonderen Auffälligkeiten gehörte die zunehmende Symbiose der hohen Lautstärke, dem Einsatz von Lichtinszenierungen, wie etwa mittels Stroboskop, ein Blitzgerät, das in vordefinierten Zeitintervallen Lichtblitze abgibt. In der Clubszene Berlins gehörten die chemisch herbeigeführten Ekstasen ebenfalls zur Subkultur dazu. Die scheinbar nicht enden wollenden Techno- und Housestücke weckten in der Rave Szene Berlin den Wunsch nach gesteigertem Durchhaltevermögen und den Spieltrieb so lange wie möglich körperlich und psychisch erleben und mithalten zu wollen. Dieses wurde durch Partydrogen, wie Ecstasy, LSD, Molly und Koks gestützt.
Durch die Einnahme der chemischen Substanzen (MDMA) wurde nicht nur das Gemeinschaftsgefühl gefördert, sondern auch die Stimmung aufgehellt. Auf diese Weise wurde der Besuch von Clubs, Raves und Festivals zu einem Reiz des Verbotenen und spielerischen Wagnis mit dem Risiko des Kontrollverlusts und dem maximalen Erleben des inneren Freiheitsgefühls. Zeitzeugen der 1990er und Anhänger der Techno- und Houseszene berichten vom kollektiven Rausch und der Verschmelzung hin zu einer ganz eigenen Realität.
📊Tabelle – Legendäre Berliner Clubs der 90er: Musik, Atmosphäre, Risiko🔥
Clubname | Gegründet | Musikstil | Bekannt für |
---|---|---|---|
Tresor | 1991 | Techno, Detroit Style | Illegale Partys, dunkle Bunker-Ästhetik 💣 |
E-Werk | 1993 | House, Electric | Lichtshow, queeres Publikum 🌈 |
Bunker | 1992 | Industrial, Acid | Härtester Sound der Stadt 🧱 |
Maria am Ostbahnhof | 1994 | Breakbeats, Minimal | Mischung aus Kunst und Exzess 🎨 |
Die Techno und Berlin Geschichte überschneiden sich deutlich. So kann die Entwicklung der Berliner Clubkultur nicht losgelöst von den Etappen der Technoszene betrachtet werden. Bis heute hat die elektronische Musik auf Berlin einen immensen Einfluss und hat die Stadt zur international anerkannten Partymetropole gemacht. Durch den Ideenreichtum und die kreative Integration der einzigartigen Clubs in Kombination mit den Freiheitsbedürfnissen der Menschen konnten sich Phänomene wie die Loveparade in Berlin sowie weitere Raves und Festivals etablieren. Zuschauer aus der ganzen Welt kamen zusammen und prägten das Subgenre.
⚠️ Kontrollverlust oder neue Ordnung? Die Schattenseiten der Freiheit 🌒
Das Verständnis des Berliner Nachtlebens, im Speziellen der Techno- und House-Musik als Jugend- und Risikokultur, wurde vor allem durch den Konsum von Amphetaminen und Ecstasy genährt. Auch der Lärm konnte zu Gehörschäden führen und die hohe Ausschüttung an Stresshormonen den Blutdruck und die Herzfrequenz deutlich erhöhen. Weder das Suchtverhalten noch Eskalationen waren daher in der Clubszene eine Seltenheit und gehören damals wie heute zum Reiz des Verbotenen.
Weiterhin führte der Wunsch nach räumlicher und innerer Freiheit nicht nur zu künstlerischen Ergüssen, sondern auch zu Suchtverhalten und damit zu gesundheitlichen Abstürzen mit teils bleibenden Gesundheitsschäden. Zum Nightlife Berlin stellt sich daher die Frage: Wo endet die Euphorie und wo beginnt das Problem, das aus den Schattenseiten resultieren kann? Diese Frage hat letztlich jeder selbst für sich zu beantworten.
Berlin Poche
Redaktionsteam
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