Denkmal für die ermordeten Juden Europas in Berlin

Denkmal für die ermordeten Juden Europas in Berlin

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Das Holocaust-Denkmal (Holocaust-Mahnmal) ist ein Denkmal in der Berliner Innenstadt, das an die 6 Millionen jüdischen Opfer erinnert, die während des Holocausts vom Nationalsozialismus ausgerottet wurden. Zwischen Brandenburger Tor und Potsdamer Platz gelegen, ist es ein großes Labyrinth (+19.000 m²) aus dunkelgrauen Stelen im Herzen Berlins.

Die Gedenkstätte wurde 2005 auf Initiative einer Gruppe von Bürgern der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Sie wurde vom Architekten Peter Eisenman und dem Ingenieur Buro Happold entworfen und durch ein Informationszentrum ergänzt, das eine Dauerausstellung über die Verfolgung und Vernichtung der Juden Europas beherbergt.

Ursprünglich als Denkmal für die ermordeten Juden Europas bezeichnet, wird das Denkmal heute allgemeiner Holocaust-Mahnmal genannt, um eine Hierarchie unter den Opfern des Völkermords zu vermeiden. Darüber hinaus ist das Zentrum seit 2009 gesetzlich verpflichtet, einen Teil seiner Ausstellung den unter dem nationalsozialistischen Regime ermordeten Schwulen, Sinti und Roma zu widmen.

Stelen-Labyrinth

Ein Besuch des Holocaust-Mahnmals ist mehr als nur ein weiteres historisches Denkmal, das es zu betrachten gilt, es ist ein Erlebnis, das es zu erleben gilt.

Auf dem brachliegenden Gelände des ehemaligen Ministerialgartens erbaut, sind die Stelen unterschiedlich hoch und scheinen den Wellen des Bodens zu folgen, so dass man beim Betreten des Labyrinths den Boden unter den Füßen wegzurutschen scheint und der Eindruck von Unruhe und Unterdrückung entsteht. Vom Himmel aus gesehen sind die Stelen jedoch gerade und identisch und der Ort sieht nun wie eine große, mit Betongräbern bedeckte Fläche aus. Der Architekt, Peter Eisemann, bestand jedoch auf dem nicht-fundamentalen Charakter der Installation.

Die wahre Stärke dieses Ortes liegt in seiner überwältigenden Anonymität. Gedacht und gestaltet ohne Plaketten, Inschriften oder Symbole, bietet die Installation ihren Besuchern eine beklemmende Promenade, die sich zwischen großen Betonblöcken schlängelt.

Wussten Sie das?

  • Viele gaben dem Architekten die Schuld für das völlige Fehlen der Inschriften. Diese extreme Nüchternheit war von der Autorin beabsichtigt, die sagte: "Die Welt ist zu voller Informationen und hier ist ein Ort ohne Informationen. Das ist es, was ich wollte". Um den Bedürfnissen der Öffentlichkeit gerecht zu werden, gestaltete Eisenman aber auch das Informationszentrum unter den Steinen des Memorials.
  • Im Jahr 2004 brach ein Skandal auf der Baustelle des Memorials aus, der eine Zeitlang gestoppt wurde. Die Firma Degussa, die für die Anti-Graffiti-Beschichtung der Stelen verantwortlich ist, spielte während des Holocaust eine wichtige Rolle, indem sie Zyklon B, ein Gift, das in den Gaskammern, vor allem in Auschwitz, verwendet wurde, herstellte. Angesichts der Entrüstung der jüdischen Gemeinde war es die wichtige Erinnerungsarbeit, die das Unternehmen seit Kriegsende geleistet hat, die diese Kontroverse endgültig beendete. Die Arbeit wurde in derselben Firma wieder aufgenommen.
  • Yolocaust - eine Erinnerung an die Würde. Obwohl der Architekt immer auf dem nicht sakralen Charakter des Ortes bestanden hat, ist die vorherrschende öffentliche Meinung, dass es Orte gibt, an denen das Gewicht der Geschichte Anstand auferlegt. Das ist die Meinung von Shahak Shapira, einer in Berlin lebenden israelischen Künstlerin, die sich entschlossen hat, die geschmacklosen Klischees von Touristen, die in sozialen Netzwerken gepostet werden, auf den Punkt zu bringen. Shapira fügt dem Foto die "fehlenden Elemente" hinzu, die die Schaffung des Denkmals inspiriert haben - Yoga-Posen vor einem Massengrab und Selfie, der vor ermordeten Kindern lächelt. Shapiras "Opfer" können immer noch verlangen, dass ihre Fotos von der Seite entfernt werden, indem sie eine Anfrage an "undoucheme@yolocaust.de" senden. Die Website (https://yolocaust.de ) erlaubt es nicht mehr, die Fotomontagen zu konsultieren (eine Suche auf google-image reicht aus, um sie leicht zu finden), aber sie sammelt immer noch einige Rückmeldungen, die der Künstler erhalten hat, sowie "erklärende" Nachrichten von Personen, die ihre Fotos entfernt haben möchten.
  • Am 9. Mai 2008 wurde ein einzigartiges Konzert in der Gedenkstätte organisiert. Speziell für diesen Anlass wurde "Vor dem Verstummen" von Harald Weiss als Weltpremiere im Bereich der Stelen komponiert. Es wurde zum ersten und einzigen Mal vor einem Publikum von Tausenden von Menschen aufgeführt, ein einzigartiges Erlebnis, da sich jeder Mensch, je nach seiner genauen Position inmitten der Stelen, anders fühlte.

Das Informationszentrum

Im Gegensatz zu der steinernen Stille im Obergeschoss ist das Informationszentrum mit Zeugnissen und Dokumenten von Holocaust-Opfern gefüllt. Von Dagmar Von Wilcken arrangiert, ist der Besuch um 4 Räume herum organisiert: den Dimensions-, den Familien-, den Namens- und den Lokalisierungsraum.

Um in den ersten Raum zu gelangen, muss man durch einen Korridor gehen, der einen Überblick über die Terrorpolitik Adolf Hitlers von 1933 bis 1945 gibt.

1. Die Dimension Raum

Dieser Raum präsentiert Tagebücher, Briefe und Notizen, die während des Holocausts geschrieben wurden. Der Raum ist außerdem mit einem Fries versehen, auf dem die Zahl der Opfer in jedem europäischen Land (nach den Grenzen von 1937) angegeben ist.

2. Das Familienzimmer

Dieser Raum zeichnet das Schicksal von 15 jüdischen Familien unterschiedlicher Herkunft anhand von Fotos und persönlichen Dokumenten nach.

3. Der Raum der Namen

In diesem Raum werden die Namen sowie Kurzbiographien von Juden aus ganz Europa, die während des Krieges ermordet wurden und verschwunden sind, ohne Unterbrechung gelesen.

4. Die Halle der Orte

Dieser Raum zeigt die geographische Verbreitung des Holocaust in Europa. Sie beleuchtet die Tatorte der in Mittel- und Osteuropa begangenen Verbrechen. Zweihundertzwanzig Orte der Verfolgung und Vernichtung der europäischen Juden und anderer Opfer werden durch historische Filme und Fotos vorgestellt.

5. Gedenkstättenportal und Datenbank

Die vom Israelischen Gedenkstätteninstitut Yad Vashem entwickelte Datenbank enthält die Namen von mehr als drei Millionen Opfern des Holocaust. Es kann für individuelle Recherchen verwendet werden. Es besteht auch die Möglichkeit, das Buch des Gedenkens an die Opfer der Judenverfolgung durch das nationalsozialistische Regime in Deutschland 1933-1945 im Bundesarchiv zu konsultieren.

Jeden Sonntag bietet das Zentrum auch ein Videoarchiv - "Sprechen trotz allem" - mit Interviews mit Holocaust-Überlebenden.

Informationen

Das Holocaust-Denkmal (Holocaust Mahnmal) befindet sich im Bezirk Tiergarten an der Grenze zu Berlin Mitte. Kindern unter 14 Jahren wird der Besuch der Gedenkstätte nicht empfohlen.

  • Anschrift: Cora-Berliner-Str. 1 10117 Berlin
  • Transport: S1 / S2 → Unter den Linden.
  • Öffnungszeiten: 24 Stunden - Das Informationszentrum ist von 10.00 bis 20.00 Uhr geöffnet. Von Oktober bis März von 10.00 bis 19.00 Uhr.
  • Preis: gratis (aber Audio-Guide gegen Gebühr)

-> Website: https://www.stiftung-denkmal.de

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Raphaëlle Radermecker

Raphaëlle Radermecker

Autorin

Schreiben und Entdecken sind meine Leidenschaften. Berlin fasziniert mich, vor allem seine Modernität und seine Fähigkeit, sich ständig zu erneuern.