Die Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche in Berlin: Geschichte
Der Bezirk Kurfürstendamm und Zoologischer Garten in Berlin wird von hochmodernen Anlagen, glatten und nach dem Krieg wieder aufgebauten Gebäuden dominiert. Dennoch bleibt eine abgemagerte Silhouette am Horizont. Mit ihrem fast abgerissenen Dach, dem freiliegenden Turm und den von der Sonne durchbohrten Wänden scheint diese Kirchenruine kaum noch in der Berliner Landschaft stehen und fluchen zu können.
Diese Ende des 19. Jahrhunderts erbaute Kirche wurde nach der Bombardierung Berlins im Zweiten Weltkrieg in ihrem Zustand erhalten und 1961 durch einen von Egon Eiermann entworfenen Neubau zur Erinnerung an die durch den Konflikt verursachten Zerstörungen ergänzt. Zusammen verewigen die beiden Gebäude die Erinnerung an die Schrecken des Krieges.
Eine neoromanische Kirche zu Ehren des ersten Kaisers
Das als "Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche" bekannte Gebäude wurde 1891 von Kaiser Wilhelm II. zum Gedenken an seinen Großvater Wilhelm I., den ersten deutschen Kaiser, in Auftrag gegeben. Die im neoromanischen Stil erbaute Kirche wird von einem 113 Meter hohen Turm gekrönt und ist im Inneren mit zahlreichen Mosaiken verziert, die das Leben des Kaisers darstellen. Es ist ein monumentales Bauwerk, das den Kurfürstendamm dominierte.
Eine Kirche in Ruinen mit dem Spitznamen "Der hohle Zahn"
Am Ende des Zweiten Weltkrieges lag die Kirche teilweise in Trümmern: Die fünf majestätischen Glocken wurden für die Bedürfnisse des Krieges eingeschmolzen, die Bombardierung riss Dächer und Wände ab. Völlig entstellt, war geplant, das Gebäude vollständig zu zerstören und an seiner Stelle ein nagelneues Gebäude zu errichten - nur viele Berliner lehnten diesen Plan ab!
Um die immense Zerstörung der Stadt nie zu vergessen und zu dokumentieren, wurde die Kirche so, wie sie ist, sorgfältig bewahrt! Fenster ersetzen die fehlenden Wände und Decken, und der Ort dient als Kriegsdenkmal. Seine abgemagerte Silhouette - die Deutschen nennen die Ruine "den Hohlen Zahn" - ist schon von weitem in Berlin zu sehen.
Zwei Kirchen, eine Gedenkstätte
Kaiser Wilhelm Gedächtniskirche Berlin (Johann H. Addicks / [email protected], Wikimedia Commons)
1961 wurde an der Stelle der Ruinen des Kirchenschiffs und des Chors des alten, durch den Krieg in Schutt und Asche gelegten Gebäudes eine Kirche mit moderner Konstruktion und sehr geometrischen Formen errichtet. Es handelt sich um ein sechseckiges Gebäude, das mit blauen Glasfenstern bedeckt ist und einen über dem Altar schwebenden goldenen Christus beherbergt. Die am 25. Mai 1962 eingeweihte Kirche soll ein Symbol der Versöhnung zwischen den Völkern sein und beherbergt ein Kreuz aus Nägeln aus der alten Kathedrale von Coventry (durch Nazi-Bomben in England zerstört), ein Kreuz aus der russisch-orthodoxen Kirche und eine Abbildung der "Madonna von Stalingrad".
Adresse: Breitscheidplatz am Kurfürstendamm
Bildquelle: Fred Romero from Paris, France Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche, CC BY
Raphaëlle Radermecker
Autorin
Schreiben und Entdecken sind meine Leidenschaften. Berlin fasziniert mich, vor allem seine Modernität und seine Fähigkeit, sich ständig zu erneuern.