Nosferatu, eine Symphonie des Grauens (Murnau - 1922)

Nosferatu, eine Symphonie des Grauens (Murnau - 1922)

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Das Delphi-Theater war einen Abend lang anlässlich des Stummfilmfestivals Schauplatz einer sehr schönen Vorstellung: "Nosferatu, eine Symphonie des Grauens". Das scheinbar gewöhnliche Kino öffnet sich zu einem großen, dunklen, hohen Raum mit Steinwänden, in dem Grabmalmusik erklingt. Vom Eingang aus vermittelt eine aufwendige gotische Atmosphäre den Eindruck, als ob man in die Katakomben von Nosferatu selbst eintauchen würde. Der Schatten des Grafen schwebt über dem Raum und verweilt dank eines Licht- und Schattenspiels an einigen Wänden.

Wenn man sich einmal gesetzt hat, bleibt nur noch zu warten. Stille, als der Pianist und Dirigent Stephan Graf v. Bothmer die Bühne betritt. Begleitet von einer Sopranistin, einem Cellisten, einem Schlagzeuger und einem Sängerchor, beginnt er die Ouvertüre. Von den ersten Tönen an gibt es Schauder - die Freude an der Musik oder die von Max Schreck verursachten Ängste - schwer zu sagen!

Zusammenfassung des Films

"Nosferatu" ist ein deutscher Stummfilm, der 1922 von dem großen Regisseur Murnau gedreht wurde. Es handelt sich um eine Adaption des Romans Dracula, der 1897 von Brahm Stoker geschrieben wurde. Da Murnau die Rechte für seinen Film nicht erhalten hatte, musste er einige Änderungen vornehmen: Aus Graf Dracula wurde beispielsweise Graf Orlock. Es ist zu beachten, dass der Film Gegenstand einer Klage der Witwe des Schriftstellers war. Die Entscheidung des Richters ordnete die Vernichtung aller illegalen Kopien an - dieses Urteil wurde nicht vollstreckt und mehrere Kopien wurden bereits in den 1930er Jahren in Umlauf gebracht.

Die Geschichte spielt im Jahr 1838 in der kleinen Stadt Wisborg in Deutschland. Thomas Hutter, ein junger Immobilienmakler, musst in ein weit entferntes Land reisen, um Dokumente für den Verkauf eines Hauses in seiner Nachbarschaft unterschreiben zu lassen. Nach einer langen Reise und trotz der Weigerung seines Kutschers, ihn an sein Ziel zu führen, erreicht er das Schloss des geheimnisvollen Grafen Orlock. Der Ort, der eines Horrorfilms würdig ist, scheint unbewohnt zu sein. Der junge Mann beginnt, gewisse Verdächtigungen gegenüber seinem Gastgeber zu hegen, einem seltsamen und beunruhigenden Charakter. Mit Einbruch der Nacht erwacht die wahre böse Natur des Grafen. Er ernährt sich Nacht für Nacht vom Blut seines Gastes und markiert ihn mit zwei charakteristischen "Pickeln" im Nacken. Als er eine Miniatur von Thomas Frau Ellen sieht, beschließt der Graf Orlock, sich auf den Weg in die Stadt zu machen, um sein nächstes Opfer in Besitz zu nehmen. In seinem Gefolge verbreitet er eine Pestepidemie... der Alptraum fängt an!

Film-Kritik

Wenn der Film ein wenig gealtert ist und nicht mehr so beängstigend ist wie früher, das ist aber ganz zu schweigen von der beunruhigenden Atmosphäre des Schattenspiels und der Stimmung, die das Orchester mit Musik, Geräuschen, Flüstern und manchmal Schreien erzeugt. Der Film, der bei seiner Veröffentlichung in den Kinos so viel Schrecken ausgelöst hatte, erwacht wieder zum Leben!

Nosferatus Kultcharakter und Murnaus bemerkenswerte Fantasie faszinieren bis heute: 2015 wurde Murnaus Kopf aus seinem Berliner Gewölbe gestohlen - die Spur okkulter Praktiken wurde verfolgt.

Der Film basiert auf dem Charisma von Max Schreck (dessen Name prädestiniert war) und auf seiner Darstellung, die so realistisch ist, dass sich einige Zuschauer fragten, ob der mysteriöse Schauspieler nicht wirklich ein Vampir war.

Zum unheimlichen Charme des Vampirs kommen seine schrecklichen Kräfte hinzu: Nosferatu kann Objekte durch seine Gedanken kontrollieren. Eine echte Herausforderung für die damalige Zeit, denn der Film setzte eine fortschrittliche Technologie mit Hilfe der Stop-Motion-Fotografie ein (wobei viele Bilder hintereinander gesetzt werden, um eine Sequenz zu erstellen). Wenn auch heute einige Szenen ein wenig zum Lächeln bringen, so war dies eine der ersten Stop-Motion-Animationen in der Filmgeschichte.

Wir empfehlen diese Erfahrung herzlich: ein wunderbarer alter Klassiker in einem ungewöhnlichen Rahmen mit moderner Inszenierung - das sind die Zutaten für einen gelungenen Abend!

Wo kann man den Film Nosferatu mit Live-Musik sehen?

Das Stummfilmfestival, das jedes Jahr in Berlin stattfindet (www.stummfilmkonzerte.de).

Das Babylon Kino bietet wöchentlich Stummfilme an (https://babylonberlin.eu).

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Raphaëlle Radermecker

Raphaëlle Radermecker

Autorin

Schreiben und Entdecken sind meine Leidenschaften. Berlin fasziniert mich, vor allem seine Modernität und seine Fähigkeit, sich ständig zu erneuern.