Tacheles: das berühmteste besetzte Haus in Berlin

Tacheles: das berühmteste besetzte Haus in Berlin

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"How long is now?" lautete die Inschrift an der Vorderseite des Gebäudes. Die Tacheles, eine dominante Figur der Berliner Alternativkultur, zählt nun mitten in den Trümmern die Stunden und wartet auf ihre neuen Bewohner... Kaufhaus, Ausstellungsraum, Nazi-Gefängnisse und dann das bezetze Haus, blicken wir zurück auf die Höhepunkte dieses nicht zu versäumenden Ortes in Berlin.

Alles begann 1908

Das 1908 errichtete Gebäude erstreckte sich von der Friedrichstraße bis zur Oranienburger Straße, ein Durchgang verband beide Straßen. Das fünfstöckige Gebäude wurde aus Stahlbeton gebaut und hatte eine große Kuppel, wobei die Fassade von der Betonstruktur getragen wurde. Es gab mehrere kleine Geschäfte auf beiden Seiten des überdachten Durchgangs. Das Gebäude gilt als ein typisches Beispiel für die Architektur der frühen Moderne, obwohl es Aspekte der klassischen und gotischen Architektur aufweist.

Kommerzielle Bereiche und technisches Haus

Bald nach Abschluss der Bauarbeiten wurde der Raum aufgrund seiner luftigen Konfiguration in ein Gewerbegebiet umgewandelt, in dem zunächst mehrere kleine Geschäfte und später bis 1914 ein Kaufhaus untergebracht waren. Kurz vor dem Ersten Weltkrieg verkauft, wurde das Gebäude umgebaut und ein großer Keller, der als Tresorraum bekannt ist, gebaut. 1928 nutzte die AEG (Allgemeine Elektricitäts-Gesellschaft) die Halle als Ausstellungs- und Beratungsraum für ihre Kunden - das Gebäude hieß damals "Haus der Technik".

Nazi-Büros und Gefängnis

Einige Jahre später, mit dem Machtzuwachs der radikalen Bewegungen, nahm die NSDAP die Räumlichkeiten in Besitz. Im Jahr 1941 wurde die Deutsche Arbeitsfront Eigentümerin des Gebäudes und machte es zur Zentrale der SS. Es wurden einige Arbeiten durchgeführt: Die Glasteile des Daches wurden entfernt, damit die Gefangenen dort untergebracht werden konnten. Einer der Keller war nach der Schlacht von Berlin lange Zeit überflutet.

Zur Zeit der DDR

Da die ostdeutsche Regierung nicht über die Mittel verfügte, um dieses kriegszerstörte (aber nicht völlig zerstörte) Gebäude zu renovieren, ist das Gebäude im Laufe der Zeit erheblich zerfallen. Die Tatsache, dass es buchstäblich in den Ruin fiel, hinderte jedoch nicht daran, dass sich verschiedene Handwerker "vorübergehend" dort niederließen - es gab eine Kunstschule, eine Fachschule für internationalen Handel und Wirtschaft, Büros und sogar ein Kino!

1958 musste die Kinokamera auf der Friedrichstraßenseite des Gebäudes wegen des sich verschlechternden Zustands des Gebäudes verlassen werden. Der Präsentationsraum wurde nicht mehr genutzt, aber später als Oranienburger Tor Lichtspiele wiedereröffnet. Während der Umbauarbeiten wird die Fassade des Gebäudes teilweise umgebaut. Auch das Dach wird wieder aufgebaut. Der Eingang des Gebäudes nimmt dann seine heutige Form an. Schließlich wurde das Gelände zu einem einfachen Lager für Baumaterialien. Das allerletzte noch stehende Bauwerk sollte im April 1990 abgerissen werden. Dies hätte sehr wohl geschehen können, wenn die Künstler die Räumlichkeiten nicht in Besitz genommen hätten.

Deutschlands berühmteste besetze Haus

Am 13. Februar 1990, zwei Monate vor der geplanten Zerstörung, besetzte die Künstlerinitative Tacheles-Gruppe (eine Initiative von Tacheles-Künstlern) das Gebäude und rettete es. Nach einem erbitterten Kampf ließen diese Künstler es als historische Stätte unter Denkmalschutz stellen - dies wurde erst 1992 offiziell anerkannt.

Das Gebäude wurde in "Tacheles" umbenannt, was auf Jiddisch "Offenheit" bedeutet. Es ist in leuchtenden Farben gestrichen und ein großer Hof hinter dem Gebäude beherbergt zahlreiche Skulpturen aus Trümmern, Trümmern und anderen Objekten. Mehr als 20 Jahre lang beherbergte das Gebäude Künstler aus der ganzen Welt. Obwohl es unter dem ständigen Druck der Regierung stand, es zu schließen, war das Tacheles zum Treffpunkt für Künstler und Neugierige geworden, die den Ort und seine unzähligen Graffiti besuchen oder an der Bar im oberen Teil des Gebäudes mit einem unglaublichen Blick auf Berlin einen Drink nehmen wollten.

Schließung des besetzten Hauses im Jahr 2012

Die letzten Künstler evakuierten das Tacheles im Jahr 2012, und das Gebäude ist seitdem für die Öffentlichkeit nicht mehr zugänglich. Man kann das leere Gebäude nur von außen sehen - der Garten an der Rückseite des Gebäudes ist noch immer für die Öffentlichkeit zugänglich und beherbergt eine ständige Ausstellung von Metallskulpturen sowie Werkstätten für Maler und Bildhauer.

Was wird aus Tacheles werden?

Am 26. September 2014 wird die deutsche Jagdfield-Gruppe, die auf Luxusimmobilien spezialisiert ist und seit 1998 Eigentümerin des Tacheles ist, das Gebäude für 150 Millionen Euro an den amerikanischen Fonds Perella Weinberg Partners verkaufen. Der neue Eigentümer plant, die Gebäude zu renovieren und Wohnungen, Geschäfte und kulturelle Aktivitäten einzurichten.

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Raphaëlle Radermecker

Raphaëlle Radermecker

Autorin

Schreiben und Entdecken sind meine Leidenschaften. Berlin fasziniert mich, vor allem seine Modernität und seine Fähigkeit, sich ständig zu erneuern.